Liebe Marienschwestern! (Warum diese Anrede? Ich wurde von den Marienschwestern gebeten einen Kurzimpuls für dieses Fest zu verfassen, den sie in einer Gebetszeit vorlesen können! Gerne komme ich dieser Bitte nach! Liebe Grüße nach Klein-Erla!)
Feiert ihr heute Namenstag, als „Marien-Schwestern“? Ich glaube schon! Herzliche Gratulation!
Im letzten Vers des heutigen Evangeliums steht: Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel!
Danach verließ sie der Engel! Was bedeutet dieser Satz und warum ist er dem Evangelisten Lukas so wichtig, dass er ihn (noch) aufschreibt? Danach verließ sie der Engel! Komisch, denn erst jetzt fangen doch die Schwierigkeiten und Probleme im Leben dieser jungen Frau namens Maria an! Wird sich denn die Botschaft des Engels als wahr erweisen? Und wie soll sie diese Schwangerschaft ihrem Verlobten Josef erklären? Und überhaupt die Nachbarn in Nazareth, die haben ja auch Augen im Kopf und können zählen und rechnen! Was werden „die Leute“ sagen?
Und gerade in diesem Umstand verlässt sie der Engel! Um den Blick auch auf unser Leben zu richten, liebe Schwestern (und Brüder), geht es uns nicht genauso wie der Gottesmutter? Wir können die Gotteserfahrungen und Glaubenserlebnisse nicht festhalten, nicht einbetonieren, nicht konservieren! Es sind Momente die uns prägen, die uns etwas geben, aus denen wir Kraft und Hoffnung schöpfen, aber dann verlässt uns „der Engel“ wieder! Nun eine ganz persönliche Frage: Hattet ihr schon einmal Besuch von einem „Engel“, von einem „Boten Gottes“, einem „Botschafter der Liebe Gottes“ – im umfassenden Sinn dieses Begriffes? Seid ihr in diesen Wochen der Fastenzeit, der österlichen Bußzeit, schon „in-wendiger“ geworden?
Der Engel geht wieder – aber ER WAR DA! Bei Maria war das so und uns wünsche ich das wirklich von Herzen. Und, das der Engel da war bei Maria, dass hat diese junge Frau verändert, ja hat auch ihr Leben, ihren Alltag, ihren Glauben, ja hat ihre und damit unsere ganze Zukunft verändert! Da verließ sie der Engel – dieser Satz hat eine sehr große Tiefe! Denn Maria sieht laut biblischem Bericht keine Engel mehr! Jetzt werden manche sagen: Ja klar, in der Heiligen Nacht, da waren doch die Engel wieder da! Ja, das stimmt, aber die Engel waren bei den Hirten und nicht mehr bei Maria! Ich bin davon zutiefst überzeugt, dass diese einmalige Begegnung Marias mit dem Engel, ihr Leben geprägt, ja ge-formt, sicher auch um-geformt, verwandelt hat! Und ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass Maria an diesen Engelsbesuch oft gedacht hat, besonders in den schwierigen Zeiten ihres Lebens, nämlich dann als sie unter dem Kreuz des erwachsen gewordenen Christus (-kindes) gestanden ist und die Welt und Gott – mit menschlicher Sicherheit – nicht mehr verstanden hat! Doch bei der Auferstehung Jesu, da kommen sie wieder die Engel, weil sie uns ins Herz verkünden wollen: Fürchtet euch nicht! Er ist nicht hier! Er ist von den Toten auferstanden! Denn: Für Gott ist nichts unmöglich! Glaubst du daran? (MjS)
Es müssen nicht
Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Sie gehen leise,
sie müssen nicht schrein,
manchmal sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.
Sie haben kein
Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.
Vielleicht ist
einer, der gibt dir die Hand,
oder wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.
Dem Hungernden hat
er das Brot gebracht,
der Engel.
Dem Kranken hat er
das Bett gemacht,
er hört, wenn du rufst, in der Nacht,
der Engel.
Er steht im Weg,
und der sagt: Nein,
der Engel.
Groß wie ein Pfahl
und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.
Rudolf Otto Wiemer