Mani's Blog

„Sonntagszeilen“ zum 7. Sonntag der Osterzeit

Den 7. Sonntag feiern wir heuer zwischen den beiden Hochfesten Christi Himmelfahrt und Pfingsten, das Fest der „Geist-Herabsendung“! Das Thema der Bibelstellen, die wir an diesem Sonntag hören, drehen sich um das Thema Gebet: Die Jünger und Apostel beten mit den Frauen und mit Maria im Abendmahlsaal die 1. Pfingstnovene der Welt. Und im Evangelium wird uns erzählt, wie Jesus für die seinen, also auch für uns, zu seinem Vater betet. Jemanden beim beten zuzuhören, ist etwas sehr intimes. Ich bete nicht gern laut neben anderen Menschen! Ich bete gern mit anderen Menschen mit. Das Gebet setzt Glauben voraus, wer nicht an Gott glaubt, wird wohl kaum mit IHM reden?

„Der Meister versammelt seine Jünger und fragt sie: ‚Wo ist der Anfang des Gebetes?‘ Der Erste antwortet: ‚In der Not. Denn wenn ich Not empfinde, dann wende ich mich wie von selbst an Gott.‘ Der Zweite antwortet: ‚Im Jubel. Denn wenn ich juble, dann hebt sich die Seele aus dem engen Gehäuse meiner Ängste und Sorgen und schwingt sich auf zu Gott.‘ Der Dritte: ‚In der Stille. Denn wenn alles in mir schweigend geworden ist, dann kann Gott sprechen.‘ Der Vierte: ‚Im Stammeln eines Kindes. Denn erst wenn ich wieder werde wie ein Kind, wenn ich mich nicht schäme, vor Gott zu stammeln, ist er ganz groß und ich bin ganz klein, und dann ist alles gut.‘ Der Meister antwortet: ‚Ihr habt alle gut geantwortet. Aber es gibt noch einen Anfang, und der ist früher als alle jene, die ihr genannt habt. Das Gebet fängt bei Gott selbst an. Er fängt an, nicht wir.'“ (Mit dieser bei Bischof Klaus Hemmerle (+ 1994) überlieferten Geschichte beginnt der Gebetsteil des neuen „Gotteslob“. Seine Überschrift lautet: „Im Gebet antworten“.)

Wer hat uns das Beten gelernt? Die Mutter, die Eltern, die Oma? Die „Schule“, der Religionslehrer, die Kirche, der Herr Pfarrer? Ich habe Zuhause beten gelernt, jeden Abend als Kind sprachen wir das Schutzengel-Gebet: „Jesukindlein komm zu mir, mach ein frommes Kind aus mir. Mein Herz ist klein, kann niemand hinein, als du, mein liebes Jesulein.“ Selbstverständlich habe ich auch in unserer Pfarre, in den Heiligen Messen das singen und beten gelernt, als Ministrant eine Ehrensache! Aber so richtig, auch „existentiell“ zu beten, habe ich den Jahren meiner Lehrzeit gelernt. Das Gebet hat mich durch so manchen harten Tag und anstrengende Woche „getragen“. Seit dem weiß ich, beten hilft! Es verändert nicht in erster Linie die Welt um dich herum, aber das Gebet änderte mich, schenkte mir Kraft und Zuversicht! Ich wünsche euch auch von Herzen auch diese Erfahrung(en)!

Beten

Als mein Gebet

immer andächtiger und innerlicher wurde,

da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.

Zuletzt wurde ich ganz still.

Ich wurde,

was womöglich noch ein größerer Gegensatz

zum Reden ist,

ich wurde ein Hörer.

Ich meinte erst, Beten sei Reden.

Ich lernte aber,

dass Beten nicht bloß Schweigen ist,

sondern hören.

So ist es:

Beten heißt nicht sich selbst reden hören.

Beten heißt:

Still werden und warten,

bis der Betende Gott hört.    Sören Kierkegaard (* 05.05.1813, † 11.11.1855)

Foto: Hanspeter Lechner, 17. Mai 2020