Am Seitenaltar (Josef-Altar) unserer Stadtpfarrkirche ist ein großes Bild vom „Gesicht Jesu“ aufgestellt! Es ist eine Detailkopie des Turiner Grabtuches. In der Fastenzeit lädt dieses „Bild“ uns ein, das Gesicht Jesu zu betrachten! Gott hat ein Gesicht bekommen in Jesus von Nazareth! Das ist kein G’schichtl, sondern Geschichte! Das Christentum ist ein konkreter Glaube, wir glauben nicht an „ein Buch“, an „Lehrsetze oder Dogmen“, wir glauben an eine Person! An Jesus, den menschgewordenen Gottessohn, unseren Erlöser! Auf seinen Tod und seine Auferstehung bereiten wir uns in der Fastenzeit vor. Ostern ist das Ziel, die Fastenzeit der Weg dorthin, ein Weg Jesus wieder (neu) kennen zu lernen! Sich seinem Gesicht auszusetzen! Zu wissen: Auch vor IHM, haben wir Ansehen! Er schaut mich an und ich schaue ich an – das genügt! Ich wünsche Ihnen, dass Sie in diesen 40 Tagen oft die Zeit haben, oder besser „sich bewusst die Zeit nehmen“, um sich von Jesus anschauen zu lassen! Das Antlitz Jesu ist den ganzen Tag ausgestellt, Informations- und Meditationsfolder liegen beim Bild auf!
Das Grab war nicht leer … dort lag dieses Leintuch!
In der Osternacht 2013 zeigte Papst Franziskus das Turiner Grabtuch, zum zweiten Mal überhaupt live. Die Jahrhunderte lang behütete Reliquie mit dem Antlitz Jesu steht für die Stunde null der Christenheit.
Ein winziger Raum im Labyrinth der Altstadt Jerusalems ist die Herzkammer der Christenheit. Es ist jenes Felsengrab, wo Jesus von Nazareth nach seiner Hinrichtung auf einem Verbrecherhügel vor der Stadtmauer am 6. April des Jahres 30 beigesetzt wurde – kurz bevor die Venus am Abendhimmel sichtbar wurde.
Das war, bevor Passah begann, das große jüdische Fest vom „Vorübergang Gottes“, in der Erinnerung an die Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei der Ägypter. Das Grab wurde später zugeschüttet, überbaut und wieder freigelegt, zerstört und wiederaufgebaut.
Ursprünglich hatte Joseph von Arimathäa, ein Mitglied des Sanhedrin, des Hohen Rates, den Raum für sich in den Felsen schlagen lassen, ihn dann aber dem Leichnam Jesu überlassen, der dem Schuldspruch desselben Hohen Rates zum Opfer gefallen war.
Joseph von Arimathäa war es auch, der nach dem Zeugnis von drei Evangelisten an diesem Tag im Basar eine Sindone hatte kaufen lassen: ein langes Leintuch, in dem er Jesus „nach jüdischer Begräbnissitte“ bestatten lassen wollte. Es ist das gleiche Tuch, das seit damals eine unvergleichliche Karriere machte.
Den Anfang dieser Laufbahn der Leinwand können wir bei Johannes nachlesen, einem Augenzeugen der Ereignisse. Zwei Nächte nach der Hinrichtung hatte Maria aus Magdala ihn und Petrus in der Morgendämmerung alarmiert. Irgendetwas sei geschehen, rief sie aufgeregt.
Das Grab sei leer. Das wollten die beiden sehen. In seinem dramatischen Bericht dieser Minuten schrieb Johannes danach jedoch nicht, dass das Grab leer gewesen sei. Bei ihm heißt es vielmehr an der entscheidenden Stelle: „Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden da liegen.“ Johannes beschreibt das Grab also menschenleer, nicht völlig leer. Es lagen Tücher darin.
Das ‚Grabtuch aus Turin’
Wären wir vor einem Gericht, könnten diese Textilien jeden Indizienprozess gewinnen, dass sie identisch sind mit jener Sindone, die etwa in Turin ausgestellt wurde. Kein einziges Objekt ist weltweit so kompatibel mit diesem Leinen wie jenes Turiner Grabtuch aus uraltem Leinen mit Brandschäden und Wasserflecken, das dennoch im Großen und Ganzen die Jahrhunderte unbeschadet überstanden hat.
Auf diesem Tuch werden Petrus und Johannes damals also nicht nur die Blutspuren entdeckt haben – als letzte Zeichen der Passion Jesu -, sondern auch schon ein unerklärlich zartes Negativabbild des nackten Gekreuzigten. Er hat die Hände über der Scham verschränkt. Er ist übersät mit Wunden.
Vor allem aber hat er einen derart majestätischen Ausdruck auf seinem in sich ruhenden Antlitz, dass es den Philosophen Robert Spaemann an Shakespeares „König Lear“ erinnert, wo Kent dem verborgenen Monarchen in dessen Elend sagt: „Ich sehe etwas in Ihrem Gesicht, Sir, das ich gern meinen Herrn nennen möchte.“
Die ‚allererste Seite der Evangelien’ überhaupt
Es ist ein Geheimnis, ein Lichtbild ohne alle Farben, das hier überlebt hat, gegen alle Wahrscheinlichkeit und ohne jeden Widerspruch zu allen Aussagen der Evangelien über die Passion Christi. Es hält forensische Details einer doppelten Auspeitschung mit anschließender Kreuzigung fest, die kein Mensch mehr wissen konnte, seit Kaiser Konstantin im Jahr 320 diese alte persische Hinrichtungsmethode für das römische Weltreich verbot.
Das Tuch ist also gleichsam – in rätselhaft deutlicher Bilderschrift – die allererste Seite der Evangelien überhaupt: Es ist das Evangelium der Urgemeinde, aus der Stunde null der Christenheit. Dass aber weder Johannes noch ein anderer Evangelist das Bild auf dem Tuch später irgendwo erwähnt und auch nicht, dass und wo es aufbewahrt wurde, hat Ursachen, die mit dem jüdischen Bilderverbot nur wenig zu tun haben.
Es gab gewichtigere Gründe, die zwingend verständlich machen, warum nicht nur die Existenz des Bildes auf dem Tuch, sondern auch das Grabtuch selbst danach gleich wieder ausgeblendet wurden. Seit fast 2000 Jahren huscht unser Blick deshalb so rasch über die Erwähnung der „Leinenbinden“ an dieser überaus entscheidenden Stelle der Evangelien hinweg, als hätten wir sie gar nicht gesehen.
Text: Paul Badde
Gott hat ein menschliches Gesicht: Jesus. (Gebet von Papst Benedikt XVI.)
Wie schön,
dass ich dir, Gott,
in die Augen sehen kann.
Voll unendlicher Liebe
schaust du mich an.
Und ich schaue dich an.
Lange, sehr lange –
bis sich unsere Blicke begegnen
und ich weiß: Du bist da.
Sieh in mein Herz!
Ich möchte dir mein Leben schenken.
sag du mir, wie es geht.
Amen.