Es war an einem Dienstagmorgen. Am Abend zuvor bekamen wir im Pfarrhof die Nachricht eines Todesfalles. Am nächsten Tag war ein verwandter Ministrant in der Morgenmesse. In der Sakristei, merkte man dem Burschen seine Traurigkeit noch nicht an, aber als die Frühmesse mit dem Eingangslied begann und wir das Lied „Morgenstern der finsteren Nacht … Jesus mein komm herein, leucht in meines Herzens Schrein …“ gesungen haben kamen dem Buben die Tränen und er drehte sich von den Menschen weg, damit sie ihn so nicht sehen. Ich saß im gegenüber und war von diesem Bild zutiefst berührt. Da singen wir „Morgenstern der finsteren Nacht“ und ein trauriger Mensch dreht sich von den Menschen weg. Dieses Lied ist dem Burschen sehr nahe gegangen und mir ehrlich auch …
An diesem Morgen ist mir wieder bewusst geworden, dass man an gewissen Tagen und Stunden im Leben (wenn eine Lebenswende daherkommt) mit ganz anderen Ohren auf die Texte der Kirchenlieder und Bibelstellen hört. Da gibt es Tage, da gehen einem diese Worte tiefer als sonst und man(uel) fragt sich warum das so ist? In den Tagen wo sich um uns oder in uns etwas verändert oder sich etwas oder jemand „verabschiedet“ gehen uns oft gehörte und vielleicht auch überhörte Texte näher ans Herz. Mir scheint, als in solchen Momenten unser Herz Ohren bekommt und wir von Gott ganz besonders angerührt und angesprochen werden! Die Bibeltexte und Kirchenlieder sie „erzählen“ uns von der großen Hoffnung die wir haben dürfen (auch über die große Grenze des Todes hinüber…) eine Hoffnung die uns ans Ohr geht und auch im Herzen „Gehör“ findet.
Kennst du solche Momente auch, da fragt man sich ob man „neue Ohren“ bekommen hat … die auf einmal MEHR heraushören als an anderen Tagen …
Gottes Wort möchte nicht beim einen Ohr hinein und beim anderen wieder hinaus, NEIN – es möchte gehört und aufgenommen, bedacht und geglaubt werden.
Ich wünsche dir immer mehr diese „anderen“ Ohren, dein Pasti Manuel