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Gedanken zum 22. Sonntag im Jahreskreis

22. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A, 2020

Lesung: Jer 20,7-9

2. Lesung: Röm 12,1-2

Ev: Mt 16,21-27

Diese Woche beginnt wieder der Monat September. Der September hat etwas von Jahreswechsel an sich: Vieles beginnt wieder ganz neu!

Das Leben im Kindergarten, in der Schule oder für andere der Einstieg auch in das Berufsleben. Auch im kirchlichen Bereich startet wieder vieles neu.

Neu ist für alle, dass wir uns auch mit Ampeln beschäftigen (müssen). Sie wissen schon: Die Corona-Ampel.

Und je nach Einstellung insgesamt zur derzeitigen Krise, wird wohl vom einzelnen mehr oder weniger sorgsam auf diese Ampel geschaut werden: Die Ampel, die uns dann sagt, was dann erlaubt ist oder auch verboten in den verschiedenen Regionen. Es wird wohl wieder viel Information notwendig sein, damit alle verstehen was die Ampel-Farben bedeuten. 

Ampeln in der Kirche hat es freilich schon lange vor der Corona-Ampel und den Verkehrsampeln gegeben. Die Lichter vor Gnadenbildern, besonderen Orten, auch vor dem Tabernakel, wo die Eucharistie aufbewahrt wird, werden auch Ampeln genannt.

Es kommt vor, dass heute diese Ampeln in ihrer Bedeutung in der Kirche nicht mehr verstanden werden, sodass dass Besucher (außerhalb des Gottesdienstes) der Kirche das Licht der Ampel ausblasen, weil sie meinen, da hat jemand vergessen, das Licht auszumachen. Die Ampeln erinnern vor Tabernakel bleibende Anwesenheit Christi, seine Gegenwart. Das rote Licht, heißt dann nicht „Stopp!“, sondern „Komm!“

Die Lichter erinnern an die Erzählung Mose vor brennenden Dornbusch (Ex 3,1-5):  Hier ist „heiliger Boden“ Lichter erinnern: „Komm und anbete! Komm in meine Gegenwart! -In Gottes Gegenwart.“ „Komm in meine Gegenwart“.  Dieses Wort lässt sich über die ganze Hl. Schrift stellen wie eine Überschrift.

– Auch über die heutigen Schriftstellen. Noch im engeren Sinn geht es heute darin um Nachfolge: Nachfolge Jesu.

– Dazu habe ich einen Ohrwurm schon seit einigen Tagen im Kopf. – Auch auf die Gefahr hin, dass der Ohrwurm jetzt auf sie übergeht, werde ich jetzt doch nennen, weil er mir einen wichtigen Zugang zu den heutigen Schriftstellen eröffnet. Udo Jürgens (1934-2014) hat viele Songs verfasst, die heute als Schlager gelten. In seinem Song ich wünsche dir  „Liebe ohne Leiden, eine Hand die deine hält“  (1984),  trifft Udo Jürgens wie in vielen anderen seiner Liedern, etwas Besonderes, was viele berührt:

Ist das auch ihre eigene Erfahrung? Liebe ohne Leiden?

Ich kann Udo Jürgens nicht mehr fragen, was heißt für dich: „Liebe?“ und was „Leiden?“. Ja, es sind große Fragen: Und was antworten sie selber?

Ist ihnen auch schon einmal in unserer Sprache der Zusammenhang von „Liebe und Leiden“ aufgefallen? Wir sagen doch: Ich mag dich gut leiden“, womit wir doch ausdrücken, dass wir jemanden sehr lieben.

– Da ist jetzt auch der Bogen zur 1. Lesung: Der Prophet Jeremia leidet an Gott: Jeremia wird zum Bild für die Wechselbäder in der Gottesbeziehung: Er liebt Gott und  leidet an ihm. „Liebe ohne Leiden“? – nicht bei Jeremia.

– Petrus antwortet auf die Leidensankündigung Jesu: „Das möge Gott verhüten“: Letztlich wünscht Petrus Jesus auch eine „Liebe ohne Leiden“.

Die Antwort Jesu auf Petrus darauf ist sehr heftig und rüttelt immer wieder neu auf:

Er nennt ihn „Satan“ – Nicht weil Jesus das Leiden sucht oder darin verliebt wäre, sondern weil er mit seinem Leben dafür einsteht, dass die Liebe stärker ist als alles, selbst der Tod.

Also nicht Liebe ohne Leiden, sondern: Eine Liebe, die sich bewährt und vollendet wird, da sie durch das Leiden hindurchgeht. Somit eine Richtung, eine Lebenshaltung vorgegeben für alle in der Nachfolge Jesu.

„Der Vater unseres Herrn Jesus Christus, erleuchte die Augen unseres Herzens, damit wir verstehen, zu welcher Hoffnung wir berufen sind.“ (Ruf vor dem Evangelium zum 22.Sonntag)

Ja, Herr, öffne die Augen des Herzens, dass wir die Ampeln im unserem Leben sehen, die auf „Grün“ sind, Ampeln die einladen zu kommen: Ampeln im Gottesdienst, im Gebet, in den Ereignissen des Alltags, in den Begegnungen, denn alles kann zum „heiligen Boden“ (Ex 3,1-5) werden, wo Gott uns begegnet. Amen

Ihr Moderator Pfarrer Mag. Herbert Reisinger