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„Spieglein, Spieglein an der Wand…..?“

Diakon Manuel Sattelberger

Sonntagsgedanken zum 26. Sonntag im Jahreskreis A

Im berühmten Märchen von Schneewittchen und den 7 Zwergen heißt es: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“

Ich bin kein Märchenonkel und erzähle euch auch keine G’schichteln, trotzdem möchte ich euch einen Spiegel anbieten mit dem neuen Reim: „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer sind wir in Gottes Hand?“

            Papst Franziskus hat in seinem Schreiben Evangelii Gaudium, auf Deutsch ‚Die Freude am Evangelium’, den Predigern ins Stammbuch geschrieben, dass jede gute Predigt eine Idee, ein Gefühl und ein Bild enthalten muss! Um also ein guter Prediger zu sein, habe ich heute das Bild des Spiegels gewählt! Spiegel begleiten nicht nur eitle oder auf ihr gutes Aussehen bedachte Menschen, sondern jeden einzelnen von uns! Der Spiegel zeigt uns, wie wir zumindest äußerlich gerade ausschauen/dreinschauen…

            Mir scheint, dass uns Jesus im heutigen Evangelium auch so einen Spiegel vorhalten möchte mit der Frage: In welcher Person spiegelst du dich, wo spiegelt sich dein Leben wider?

            Wir hören heute aus dem Mund des Gottessohnes ein Gleichnis, ein Bildwort, Jesus vergleicht! Er erzählt uns von einem Mann zu biblischer Zeit der zwei Söhne hat! An beide Söhne ergeht dieselbe Bitte um Mitarbeit in seinem Weinberg!

            Liebe Schwestern und Brüder, haben Sie jetzt bitte immer das Bild des Spiegels im Hintergrund meiner Gedanken! Da gibt es den Sohn Nummer Eins, der sagt: Ja, Ja Papa, mach ich schon – tut aber nichts dergleichen. Ein Faulsack, ein Blender, der seinem Papa nicht folgt! Sohn Nummer Zwei, sagt: Nein, kannst du selber machen! Mit der Zeit reut es ihn und sein vorschnelles ‚Nein‘, wird zu einem ‚Ja’ und geht doch, sagen wir mal mit Startschwierigkeiten, „butteln“ in den Weinberg!

            Und jetzt die gipfelnde Frage Jesu: Wer von den beiden Söhnen hat den Willen des Vaters erfüllt? Klare Antwort: Sohn Nummer Zwei! In welchem Sohn findest du dich heute wieder? Im Ersten, dem Ja-Ja-Sager oder im Zweiten der anfänglich ‚sicher nicht’ sagt und dann doch der Bitte seines Vaters nachkommt!

            Wenn du heute in den Spiegel schaust den dir Jesus jetzt vor dein Gesicht hält, WER bist du? Ich für mich, finde mich, ein bisserl in beiden Söhnen wieder. Mir fallen viele Situationen ein, wo ich dem ersten Sohn gleiche, aber auch dem zweiten Sohn!

Was möchte uns Gott heute, jetzt und hier mit diesem Evangelium das uns Matthäus überliefert hat, sagen?

  • Der Ruf Gottes in seinem Weinberg zu arbeiten ergeht an jeden von uns – ohne Ausnahme!
  • Und auch wenn heute nur von ‚Söhnen’ die Rede ist so meint Jesus mit 100 % Sicherheit auch die ‚Töchter’ Gottes. Wir alle sind aufgerufen mit unserem Leben auf diese Frage Gottes zu antworten.
  • Versteht mich nicht falsch! Im ‚Weinberg Gottes’ zu arbeiten heißt nicht in erster Linie einen geistlichen Beruf anzustreben, oder in einem Kloster zu leben! Mit dem ‚Weinberg Gottes’ ist unser ganz konkretes Leben gemeint – so wie es ist – ohne Beschönigung, ohne sich oder anderen etwas vorzumachen! Bekommt Gott von dir (heute) ein ‚Ja, ja!’ oder ein ‚Nein, sicher nicht!’.

            Trostvoll am heutigen Evangelium ist, dass Gott auch ein ‚Nein’ akzeptiert, aber jeder auch die Freiheit besitzt sein Handeln, dein Leben, seinen Weg, egal was auch immer, dass jeder die Möglichkeit hat aus seinem anfänglichen (mündlichen) ‚Nein’ ein tatkräftiges ‚Ja!’ werden zu lassen!

            Ist es nicht auch mit unseren Lebensschicksalen so? Gott oder ‚das Schicksal’, wie viele sagen, mutet uns Menschen oft viel zu! Oft zu viel! Die Frage besteht darin: Sage ich ‚Ja!’ oder ‚Nein!’ zu meinen Lebensschicksalen? Wir haben die Wahl a) daran zu zerbrechen oder b) es auch wenn es unheimlich schwer und schmerzhaft ist anzunehmen, im Vertrauen, dass Gott (s)einen Plan hat!

            Liebe Schwestern und Brüder! Spieglein, Spieglein an der Wand, wer sind wir in Gottes Hand? Die Antwort die uns das heutige Evangelium gibt ist folgende: Wir sind Gottes Söhne und Töchter, berufen ihm im Weinberg unseres Lebens zu dienen! Gott zwingt uns nicht! Denn wer liebt verabscheut den Zwang! Wirkliche Liebe, ein ehrliches ‚JA!’ gibt es nur in Freiheit!