Im Evangelium hören wir heute von Johannes dem Täufer und von Jesus auf den er hinweist. Es muss eine Zeit gewesen sein, in der alle besonders sehnsüchtig den Messias erwarteten. Johannes erkennt seine Lebensaufgabe darin, diesem Messias den Weg zu bereiten. Bekanntlich war Jesus ein Verwandter zu ihm und einer der auch eine Zeitlang zu seinen eigenen Jüngern zählte. Das ist unter anderem auch in den ältesten Schriften von Quumran nachlesbar.
Wie muss das für ihn gewesen sein, als ihm immer bewusster wird „DER MESSIAS“: Es ist Jesus, sein eigener Verwandter, sein eigener Jünger?
Trotz des Zulaufes, den Johannes selber hat – manche meinen ja, Johannes sei selbst der Messias – stellt er ganz klar: „Ich bin es nicht! Der Messias ist stärker! ich bin nicht wert, die Riemen seiner Sandalen zu lösen.“ Johannes gelingt es, sich dieser Macht- und Anerkennungsspirale zu entziehen!
Es wird ihm aber nicht leicht gemacht! Der große Einfluss, den Johannes auf die Menschen hat, ist dem herrschenden Herodes ein Dorn im Auge. Herodes lässt ihn ins Gefängnis werfen. Wie muss es Johannes in dieser Zeit ergangen sein? Er hat alles eingesetzt für den kommenden Messias, der größer und stärker ist als er. Wenn Jesus der Messias ist, warum hilft er ihm nicht? Aus den Schriften wissen wir sogar, dass er in seinen Zweifeln seine Jünger zu ihm schickt und fragen lässt: „Bist du es, der da kommen soll oder sollen wir auf einen anderen warten!“ „Lahme gehen, Stumme reden, Tote werden auferweckt…“ bekommt er als Antwort. Aber was ist mit ihm selber? Wir wissen, dass er nicht mehr aus dem Gefängnis herauskommt. Er wird getötet. Johannes stirbt für seine Aufgabe und auch Jesus wird in seiner Sendung für uns sterben.
Wir haben hier zwei Menschen vor Augen – Johannes und Jesus. Beide wachsen in ihre ganz einmalige und persönliche Berufung so hinein, dass sie ihren Auftrag bis zur Vollendung erfüllen.
Jeder von uns hat seine einmalige und einzigartige Berufung. Dabei haben auch wir unsere Wegbegleiter, die uns geholfen haben unsere Berufung bis jetzt zu leben.
Ich kann diese Menschen, Biographien und Situationen in Stille und in Dankbarkeit Gott hinhalten.
In dieser Adventszeit bin ich aber wieder aufgerufen NEU zu fragen, NEU mich auf den Weg zu machen:
- Wer/Was kann mir jetzt, gerade in dieser meiner Lebensphase, Begleiter, Anregung sein?
- Was kann mir jetzt helfen, meine eigene Berufung hier, heute, in unserer Welt wieder deutlicher zu sehen?
- Was kann mir helfen, mich neu aufzumachen und für Gott zu öffnen?
- Was kann mir helfen, meine tiefste Sehnsucht nach dem ewigen Du wahrzunehmen und für Gottes liebendes Werben ein Gespür zu entwickeln?
Guter Gott,
unendlich fern und doch uns nahe,
der Advent ist eine herausfordernde Zeit:
Wir haben so viel zu tun –
und dann hören wir auch noch die Botschaft von Umkehr, Buße und Veränderung.
Wir bitten dich, gib uns Mut – und sei bei uns,
wenn wir Umkehr und Veränderung wagen.
Lass uns still werden, damit dein Wort auch in uns ankommt.
Zeige uns Wege,
wie wir unser Leben mit dir teilen –
und wie wir sie für dich offenhalten können,
heute und in Ewigkeit.
Amen.
Impuls von
Sr. M. Rosa Wieser
Marienschwester in Klein Erla