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„Mutter Kirche“

Pfingstsonntag 2021

Krakau und alte Damen

Anlässlich der ersten Messe eines ehemaligen Studienkollegen war ich einmal für eine Reise in Polen und auch in der Stadt Krakau. Eine Rundfahrt mit dem Bus in Krakau hat es gegeben, aber an Details dieser Rundfahrt erinnere ich mich nicht mehr.

-Ich erinnere mich nur mehr an den Reiseführer, der sagte:

 „Wissen Sie, sagte er, die Beziehung zu dieser Stadt ist ähnlich wie zu meiner Mutter:  Krakau, die Stadt ist alt, genau genommen ist sie auch nicht schön anzuschauen, vieles gefällt mir an ihr nicht, -wie bei der eigenen Mutter

Aber sie ist bleibt ja doch meine Mutter.“

Pfingsten wird als die Geburtsstunde der Kirche bezeichnet.

 -Es gibt ja auch so die Redensart von „Mutter Kirche“.

-Ja, sie ist alt, vieles gefällt mir und ihnen an ihr wohl auch nicht.

Sie ist in vielen Bereichen nicht schön anzuschauen.

Sie ist vielmehr ganz schön in die Jahre gekommen.
Die Kirche ist eine alte Dame, der man die Spuren einer langen Geschichte ansieht.-

-Ich will es mir natürlich nicht mit älteren Damen verscherzen.

Es gibt ja unter ihnen viele, die quicklebendig sind, kritisch und aufgeschlossen, -trotz ihres Alters.

-Ob es nicht auch bei unserer alten Dame „Kirche“ so sein könnte?

-Zentral ist an Pfingsten die Erzählung aus der Apostelgeschichte.
Der Geist Gottes fährt wie ein Sturm durch die junge Gemeinde, da ist von Bewegung die Rede, von Aufbruch, wo vorher nur Ängstlichkeit war. – Ja, denke ich mir jedes Jahr wieder, wenn diese Stelle verkündet wird: Das wäre doch ein Traum, wenn heute ein solcher Ruck durch unsere Kirche gehen könnte, sodass die Fenster und Türen aufgehen, erstarrtes sich löst und stattdessen Schwung, Begeisterung spürbar wird!
Aber gibt es das nicht hier und da, trotz allem auch heute, -selbst an der Spitze der Kirche? Ich denke an unseren Papst Franziskus.

Manche von uns tun sich mit einzelnen Entscheidungen gewiss schwer! Doch vieles, was er sagt und tut, ist immer wieder bewundernswert.

Er sorgt immer wieder für Überraschungen, wie soeben mit der Ankündigung einer weltweiten Bischofssynode:

Wo schon ein wichtiges Ziel genannt wurde:

Aufeinander und auf den Heiligen Geist zu hören!

Das klingt doch sehr verheißungsvoll und vor allem pfingstlich!

– Ja, unsere Kirche, die alte Dame ist noch immer für Überraschungen gut. Ich weiß nicht, wie lange schon der Untergang des Glaubens und der Kirche prophezeit wird.

Ich will Ihnen sagen: Die Kirche ist ziemlich zäh. Sie wird überleben!

Nicht zuletzt deswegen, weil sie Fragen wach zu halten hat die Menschen bewegen, solange es Menschen auf dieser Erde gibt.
Fragen wie diese, um die kein Mensch auf die Dauer herum kommt:
Wohin geht die Reise unseres Lebens letztlich?

Milan Machovec, war ein tschechischer Philosoph und setzte sich für den Dialog zwischen Marxismus und Christentum ein und hat an seine atheistischen Kollegen das Wort gerichtet:

„Das Pfarrergewerbe ist das zweitälteste Gewerbe der Welt.“
-Ich empfinde das als ein ausgesprochenes Kompliment!

Der Philosoph wollte seinen atheistischen Kollegen sagen:
unterschätzt die Religion nicht. Da geht es um ganz elementare Lebensfragen der Menschen!

Feiern wir also der alten Kirche Geburtstag: Lassen wir uns bewegen von schwungvollen Heilig Geist Liedern! Lassen wir uns neu motivieren! Wir sind es, wir selber, die für die Lebendigkeit der Kirche zuständig sind.
Wir sind es, die Jesu Botschaft wach halten können.

Und bringen wir unsere eigenen positiven Erfahrungen mit Gemeinde, Gottesdienst und Kirche unters Volk.
Jeden Tag haben wir Gelegenheit dazu!

Amen.

Mod. Mag. Herbert Reisinger

Einige der angeführten Gedanken in der Predigt stammen von Franz-Josef Ortkemper, aus seinem Buch:

 „Von Gott reden in schwieriger Zeit.“