Manchmal kommen auch mir Zweifel, manchmal bin ich mir nicht sicher, ob meine Bemühungen wirklich Früchte tragen. Ganz besonders zum Ende hin bei der Firmvorbereitung, wenn man sich abmüht, um in den Jugendlichen Wertschätzung und ein tieferes Verstehen für unseren Glauben zu erreichen. Aber oft scheitert man schon daran, bei dem einen oder anderen nur ein kleines bisschen Interesse zu wecken. Frustriert muss man zur Kenntnis nehmen, dass die Reihen in den Gottesdiensten nicht voller werden.
Das erste Gleichnis in unserem heutigen Evangelium spricht dies an. Der Sämann bringt seinen Samen aus aufs Feld. Jedem ist klar, dass nicht sofort etwas verändert wird, wenn der Samen die Erde erreicht. Denn Wachsen braucht Zeit. Ein Samen liegt erstmals verborgen in der Erde und das oft über Jahre. Er wird erst keimen, wenn die Umgebungsbedingungen passen. Ist es zu kalt oder zu trocken wird er warten auf bessere Bedingungen. Auf die Bedingungen, die der Samen braucht, hat der Sämann keinen Einfluss. Er hat alles getan, was in seiner Macht stand und kann nur abwarten. Alles andere muss sich ergeben, man kann auch sagen, wird ihm von der Natur geschenkt. Keimt der Samen, läuft alles nach einem scheinbar vorgegebenen Plan ab. Die Pflanze muss kräftiger werden, sie bildet zuerst Blätter und Wurzeln und erst wenn sie stark genug ist und die Zeit günstig ist, wird auch die Frucht angesetzt. Der Sämann kann nur zusehen. Er ist zum Statisten geworden. Ist die Frucht reif und soll sie nicht verloren sein, ist es an der Zeit, diese zu ernten. Die Saat hat sich ausgezahlt, denn sie hat reiche Frucht hervorgebracht.
Dies alles kennen wir. Dies ist uns nicht fremd. Mit dem Reich Gottes ist es auch so spricht Jesus. Glaube fällt nicht vom Himmel. Alles was wir über unseren Glauben wissen und worauf wir aufbauen, haben Menschen über Jahrtausende erkannt und weitergegeben. Glaube wurde in unser Leben gesät. Von unseren Eltern, Familien, durch Schule und Gesellschaft. Ein Körnchen Kinderglauben, gut behütet in unserem Herz. Wann es zu keimen beginnt, bestimmen auch bei uns die Umgebungsbedingungen. Erst wenn dieser Glaube sich entwickelt, mitwächst und stark wird, kann die Zeit der Früchte kommen. Dann werden wir zu Sämännern, dann ist es an uns zu säen. Aber säen kann ich nur, wenn in mir bereits etwas gereift ist. Unreifes zu säen wird keine Frucht bringen, denn unreifer Samen kann nicht keimen.
Was ist aber der Samen, den wir säen sollten. Es sind das Evangelium, aber auch die Gemeinschaft, die daraus erwächst. Eine Gemeinschaft, in der der eine auf den anderen schaut, in der der Stärkere für den Schwächeren Verantwortung übernimmt. Mehr als viele Worte werden Taten überzeugen. Genau das versuche ich den Firmlingen mitzugeben, dass es da noch einen anderen Lebensentwurf gibt, abseits all der coolen Fußballstars- und Popsternchen Vorbilder, abseits der „Ich zuerst“ Mentalität. Mir ist bewusst, dass sich nicht sofort etwas ändern wird, denn Änderung braucht Zeit. Auf Umwelteinflüsse wird es ankommen, die diesen Glaubensfunken wieder hereinbringen in das Blickfeld. Dies kann eine Lebenskrise sein, ein Verlust eines Menschen, aber auch Positives kann dies bewirken: wie die Änderungen der Lebensumstände. Bei mir war solch ein Moment als ich Vater wurde, und nicht nur für mich, sondern für eine Familie Verantwortung übernehmen durfte. Wenn nun der Glaube keimt, heißt es noch lange nicht, dass er auch Frucht bringt. Wir können uns aber darauf verlassen, dass auch da alles scheinbar nach einem vorgegebenen Plan abläuft. Jeder kann mithelfen, den Glauben zu stärken und der Geist Gottes wird das Seine dazutun. Mit etwas Glück kommt es zur Reife. Dann ist es an der Zeit zu ernten und wieder auszusäen. Verschwenderisch und ohne Furcht, auch wenn es im ersten Moment scheint, der Samen sei verloren.
Mit Sicherheit ist zu sagen: der Same des Glaubens ist vielleicht verborgen, aber nicht verloren in den Herzen der Menschen. Und nicht wir sind es in letzter Konsequenz, die die Bedingungen zum Wachsen schaffen – sondern Gott ist es.
Monika Gundendorfer