20. Sonntag im Jahreskreis: A 16.8.2020
Das heutige Sonntagsevangelium ist eine echte Herausforderung. So kennen wir doch Jesus nicht! Sein Wort: „Es ist nicht recht, das Brot den Kindern wegzunehmen und den Hunden vorzuwerfen“ tut sogar uns heute als Zuhörer weh.
Nicht einmal die Bitte der Jünger: „Herr, befrei sie von ihrer Sorge, denn sie schreit hinter uns her“, nützt etwas. Warum wohl?
Jesus möchte an Hand der kanaanäischen Frau den Glauben seiner Jünger hinterfragen. Und damit sind wir bei uns selber, bei dem, was dieses Evangelium dir und mir sagen möchte. Dazu zur Verdeutlichung:
Der Schriftsteller Kurt Martin Magiera hat in seinen Erzählungen eine Figur geschaffen, – er nennt sie Herr Zett – dessen überraschenden Einfälle mich beim Lesen faszinieren haben.
Einmal hat er etwas ganz Verrücktes getan: Herr ZETT brachte eines Tages einen Koffer voll kleiner Hämmer mit in die Kirche, wo er sie kostenlos anstatt der üblichen Kerzen verteilte. „Zum Abklopfen der Fassade!“ klärte er die Neugierigen auf.
Eine Provokation, aber eine heilsame. Herr ZETT stellt mich vor die Frage: Ist mein Glaube echt? Hält der Inhalt meines Glaubensgebäudes, was die Fassade verspricht? Sind die Worte, die ich im Gottesdienst höre oder spreche, durch meine Überzeugungen und Taten gedeckt? Er gibt keine Anweisungen, was ich im Einzelnen tun soll. Er sagt nur: Prüfe einmal, ob du das, was du sagst, auch wirklich meinst. Ob hinter den großen Worten wie Gemeinschaft, Dienst, Nächstenliebe oder Teilen auch eine Lebenspraxis steht:
Die Fassade der kanaanäischen Frau hat den Schlägen Jesu standgehalten und Jesus ist überwältigt von ihrem großen Glauben.
Das heutige Evangelium lädt uns im Blick auf die heidnische Frau und ihren Glauben ein, wieder einmal die Fassade unseres Lebens- und Glaubensgebäudes abzuklopfen. Vielleicht muss manches abbröckeln, was hohl und leer geworden ist. Es kann mir aber auch wieder einmal deutlich machen, und dafür darf ich dankbar sein, wie viel Gutes hinter meiner Fassade steckt. Vielleicht lässt mich so ein Blick hinter die Fassade wieder einmal entdecken: Wie viel Gutes ist auch mir in die Hand gegeben oder konnte ich selbst erreichen. Vielleicht gilt das Wort Jesu auch mir: Dein Glaube ist groß!
Dann kann vielleicht auch von mir Heil ausgehen, wenn ich mein Herz öffne für die Menschen in Not. Gelegenheit dazu ist heute, wenn in den Kirchen bei der Augustsammlung für die Ärmsten der Armen in Afrika gesammelt wird, die auf die Brotreste warten, die vom Tisch unserer Wohlstandsländer fallen.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegneten Sonntag!
Pfarrer in R. Johann Zarl