Gedanken zum 3. Sonntag in der Osterzeit
„Wie soll ich mir das vorstellen, dass Jesus, der gestorben ist, den Jüngern begegnet?“, war eine Frage eines Jugendlichen in der Firmstunde. „Das gibt es doch nicht und wenn doch, dann nur in den Gruselfilmen.“ Was soll man darauf antworten? Auf den Glaubenssatz verweisen? Das Glaubensbekenntnis anführen? Es fehlen einem die Worte, man gerät ins Stottern. Auch dem heutigen Evangelium fehlen die Worte, die Worte etwas Unbegreifliches zu beschreiben. Das Unbegreifliche, dass Jesus, der getötet und begraben wurde, lebt.
In der kleinen Gemeinschaft gibt es schon Gerüchte und Vorahnungen, überliefert uns Lukas. Verschiedene Berichte haben die Freunde Jesu in Aufruhr versetzt. Die Frauen sind vom Grab zurückgekommen mit der Botschaft des Engels, dass Jesus lebt. Das konnte noch als Geschwätz abgetan werden. Selbst Petrus, der zum Grab lief, ging voll Verwunderung nach Hause. Kein Wort des Glaubens. Was nicht sein kann, darf nicht sein. Dann kommen zwei Jünger zurück und berichten von ihrem Weggefährten auf dem Weg nach Emmaus und ihrem Erkennen im gebrochenen Brot. Mitten in die hitzige Debatte darüber, ob es wahr sein könnte oder nicht, tritt Jesus hinein in die Runde. Aber auch da keine Rede von Freude und Glauben. Nein, sie hatten große Angst und erschraken, denn sie glaubten einen Geist zu sehen. Aber wie haben die Jünger dann zum Glauben an die Auferstehung gefunden?
Das leere Grab war es nicht, das zum Glauben führte. Das führte nur zu Spekulationen über geschwätzige Frauen. Bei Petrus, der es mit eigenen Augen sah, führte es nur zu Verwunderung. Verwunderung, aber nicht Glauben. Jesus tritt ihnen entgegen, gibt sich zu erkennen – Angst, aber nicht Glauben. Selbst als er sich angreifen lässt und mit ihnen isst, ist da Freude, aber noch nicht Glaube. Das Nichtglauben und der Zweifel ziehen sich durch das ganze Lukasevangelium wie ein roter Faden. Lukas spricht immer wieder, dass den Aposteln und Freunden Jesu das Glauben so schwer fällt. Also bin ich und auch der Firmling in guter Gesellschaft, wenn wir um Glauben ringen. Auferstehung liegt außerhalb unseres Lebenshorizontes. Wir können sie nicht verstehen, bis Jesus, der Lebendige selber, uns die Augen öffnet. All die Hinweise auf den Lebendigen führten nicht zum Glauben, nicht einmal Jesus leibhaftig konnte ihren Glauben wecken. Den Wendepunkt beschreibt Lukas so: „Darauf öffnete er ihren Sinn für die Verständnis der Schriften“
Jesus öffnet ihnen den Sinn. Der Glaube an das Osterwunder ist ein Geschenk. Nicht aus uns heraus können wir es erfahren, was es bedeutet zu glauben. Die Heilige Schrift kann uns an der Hand nehmen, mit all dem was davor über den Messias und danach über Christus geschrieben wurde, und uns vorbereiten. Aber erst ein Einlassen auf den Auferstandenen kann wirklich zum Glauben führen. Erst wenn einem der Sinn von Jesus geöffnet wird, kann sich der eigene Lebenshorizont verlagern, kann begriffen werden, was es heißt: „Jesus Christus leben in der Herrlichkeit des Vaters“. Dieser Christus ist nicht ein Traum, ein Schattengebilde unserer Fantasie, nicht ein lebender Leichnam, der wieder herumläuft. Für ihn gelten die Gesetze nicht mehr, die für unser Leben gelten. Er ist der ganz bei Gott lebende. Das aber nicht in der Ferne über den Wolken, sondern in der Nähe ganz bei uns. Jesus ist lebendiger, wirklicher und realer, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Dieser auferstandene Jesus Christus kann nur im Leben gefunden werden. Aber er ist nicht ein komplett anderer, alles was ihn als Mensch ausmachte, seine Beziehungen, seine Lehren, seine Fürsorge sind noch Teil von ihm. Er ist noch gezeichnet vom irdischen Leben bis hin zu den Wunden, mit denen die Welt ihn verletzte.
Auch wenn es ein langer Weg ist zu diesem vollendeten Osterglauben, alle drei Begegnungen mit dem Auferstandenen im Lukasevangelium haben eine Konstante. Auf dem Weg zum Grab dachten und sprachen die Frauen in ihrer Trauer über Jesus. Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus machten sich Gedanken über ihre zerbrochenen Träume mit Jesus. Im Moment, in dem Jesus in die Mitte seiner Freunde trat, war er in aller Munde ob er es wirklich sein könnte. Damit der Auferstandene in das Leben der Menschen treten kann, muss dieser Platz schaffen, sich öffnen und bereit sein zu erkennen. Der Moment, in dem Jesus uns dann begegnet, um uns den Sinn zu öffnen, ist das Gespräch miteinander über diesen unseren Glauben. Dabei dürfen wir vertrauen. Jesus steht jedem einzelnen auch heute noch so nahe als den Jüngern damals. Wir sind von ihm Begleitete.
Fritz Eglseer