Kategorien
Aktuelles

Gedanken zum 4. Sonntag in der Osterzeit

Vor einigen Jahren erschien in einer amerikanischen Zeitschrift folgender Aufruf:

Gesucht werden: abenteuerbereite, harte Männer für eine Expedition im äußersten Norden von Alaska.

Geboten werden: Strapazen in Menge, wenig Geld und Komfort, dazu Gefahr für Leib und Leben.“

Hunderte meldeten sich und folgten dem Angebot.

Auch Gott sucht Menschen und wirbt um sie. Gott braucht Menschen. Denn er hat sein Heilswerk Menschen anvertraut. „Sie verließen alles und folgten Jesus“, heißt es wiederholt bei den Berufungen der ersten Jünger im Neuen Testament. Gott ruft und sucht und braucht auch heute noch Menschen, die sich engagieren und in Dienst nehmen lassen, Menschen, die nichts scheuen, sondern alles wagen.

Der Aufruf Gottes ist nie verstummt.

Und doch: Es sind zu wenige, die heute als Priester, als Ordensmann und Ordensfrau oder in einem anderen kirchlichen Berufen zur Verfügung stehen. – Was können wir tun?

Das Gebet ist das erste und wichtigste.

Und gerade heute am Weltgebetstag der geistlichen Berufe gilt das Wort Jesu:

Bittet um Arbeiter für die Ernte!“

Vielleicht beten wir viel zu wenig in diesem wichtigen Anliegen. Was können wir außer dem Gebet noch tun?

Es scheint, dass in vielen Familien und unseren Gemeinden das Klima fehlt, in dem solche Berufe wachsen können. Ist das Leben in unseren Familien so, dass aus ihnen Priester- und Ordensberufe hervorgehen können? Ist das Leben in unseren christlichen Gemeinden so, dass da ein Boden ist und ein Klima, wo kirchliche Berufe gedeihen können?

Ich bin jedoch fest davon überzeugt: Der Aufruf Gottes ist nicht verstummt.

Gott ruft und sucht und wirbt auch heute um Menschen, die sich ganz auf ihn einlassen, sich in seine unmittelbare Nachfolge begeben und sich von ihm in Dienst nehmen lassen. Gefragt sind Frauen und Männer, die Zeugnis geben von der Hoffnung, die sie trägt, vom Vertrauen, das sie prägt, von der Sehnsucht, die sie bewegt, von Gott der zu uns steht und mit uns geht. Gefragt sind Menschen, die erfüllt sind von der Sorge Christi um die Menschen und ihr Heil, Menschen, die bereit sind, ganz für Gott und ganz für die Menschen da zu sein.

Ja, die Welt braucht Politiker und Finanzleute; sie braucht Ärzte und Handwerker, sie braucht Wissenschaftler und Bauarbeiter; sie braucht Verkäuferinnen und Erzieherinnen. Die Welt braucht aber auch Menschen, die nach der Seele des Menschen fragen, geistliche Menschen, die darauf achten, dass die Seelen nicht verdursten.

Man kann“ nach einem berühmten Wort von Antoine de Saint Exupery „nicht immer nur von Politik und Bilanzen, von Kühlschränken und Kreuzworträtseln leben.“

Gefragt sind Menschen, die nicht für sich selber leben, sondern ganz Gott gehören und den Menschen, Hirten und Hirtinnen, erfüllt von einer letzten radikalen Leidenschaft für Gott und sein Reich.

Gott will durch Menschen zum Menschen kommen.

Eine gute Sache wäre es, wenn dieses Anliegen mehr und mehr das Herzensanliegen eines jeden Gläubigen wird und seine Aufnahme findet im Gebet nicht nur heute an diesem Tag! Amen.

Mod. Herbert Reisinger

(Predigtgedanken in Auszügen von P. Pius Kirchgessner, OFMCap)