Christkönigsonntag
22. November 2020, letzter Sonntag im Jahreskreis
Matthäus 25, 31-46
Am Christkönigsonntag blicken wir auf Jesus Christus, einen König der ganz anderen Art – ein friedvoller König, der für seinen Auftrag, die Liebe Gottes zu den Menschen zu bringen, keine Kriege geführt hat.
Dennoch ein König, der sehr klar und deutlich, provokant und herausfordernd formuliert, was er will, worauf es ankommt, wenn ich Jünger, Jüngerin sein möchte. Er spricht alle Lebensbereiche der Menschen an und vor allem stellt er sich auf die Seite derer, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind.
Ich war hungrig – und ihr habt mir zu essen gegeben, ich war nackt, durstig, fremd, obdachlos, ich war krank oder im Gefängnis …
Schon allein diese Sätze bringen seine Solidarität mit den Notleidenden, den Ausgegrenzten zum Ausdruck. Jesus sieht sich als Anwalt – heute würden wir sagen – Jesus ist der Volksanwalt dieser Menschen.
Die sogenannten „Gerechten“ antworten mit einer Gegenfrage: Wann haben wir dich hungrig, nackt, fremd, obdachlos, durstig oder im Gefängnis gesehen – und Jesus antwortet: Was ihr einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Jene, die es nicht begreifen schickt er weg – zu andern sagt er: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.
Den Maßstab, den Christus für das Reich Gottes setzt, sind die Werke der Barmherzigkeit: Hungernde speisen, Dürstenden zu trinken geben, Fremde aufnehmen, Nackte bekleiden, Kranke besuchen, Gefangene aufsuchen.
Diese Werke besitzen in unserer Zeit ungeheure Aktualität. So viele Hungernde, Fremde, Ausgestoßene, gab es noch nie! Der Hunger nach Liebe und Anerkennung wird immer spürbarer. Seelische Obdachlosigkeit, Sehnsucht nach Beheimatung, seelisch Gefangene, eingesperrt in ihren Ängsten, Menschen die um ihre Existenzen bangen, Eltern die im Homeoffice und gleichzeitiger Kinderbetreuung an ihre Grenzen kommen, Ärzte und Pflegekräfte die ihren ganzen Einsatz geben und dabei selbst ausbrennen, …. diese Liste ließe sich lange fortsetzen.
Jesus macht in seiner Rede deutlich, was er von seinen Jüngern und Jüngerinnen erwartet – es geht nicht um leere Worte, die noch so fromm klingen mögen, es geht um Taten.
Barmherzigkeit muss Hand und Fuß bekommen – denn Christus hat keine Hände, keine Füße, nur meine und deine – um seine Arbeit heute zu tun. Barmherzig sein, ein Herz für andere haben – ehrlichen Herzens – nicht aus Mitleid um gut dazustehen oder um mein Gewissen zu beruhigen.
Gerade jetzt im Lockdown ist nicht so vieles physisch möglich. Lassen wir uns vom Geist Gottes ermutigen und werden wir kreativ: denken wir an Menschen, die wir schon länger nicht gesehen haben, melden wir uns bei ihnen, rufen wir an oder nehmen Kontakt über die sozialen Medien auf. Für andere zu beten geht immer.
Werden wir selbst zu Hoffnungsträger/innen für jene, die traurig und verzweifelt sind.
Monika Gundendorfer