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Impulsgedanken zum 19. Sonntag im Jahreskreis

Bereits den dritten Sonntag in Folge beschäftigt uns das Brot als Überbegriff in den Texten. Vieles in den Texten muss man nach 2000 Jahren erklären. Aber Brot hat selbst nach dieser langen Zeit einen annähernd gleichen Stellenwert in der Gesellschaft. Und wer glaubt, es ist heute anders, soll sich an den Beginn der Pandemie erinnern, als überall der Germ ausverkauft war. Die Menschen hatten begonnen in dieser unsicheren Zeit Brot zu backen. Die Internet Foren waren voll von Rezepten und Bildern stolzer Brotbäcker. Ich kann das verstehen, denn auch für mich persönlich ist Brot sehr wichtig, so wichtig, dass ich es seit Jahren selber backe.

Nachdem Jesus mit einer Hand voll Brote 5000 Menschen satt machte, suchten sie ihn. Getrieben von Eigennutzen, dachten sie, da ist einer, der uns satt macht. Den machen wir zu unserem Anführer! Da lohnt es sich zu folgen, da hat alle Not ein Ende. Das ist aber nicht das Ansinnen Jesu. So wird er letzten Sonntag schon konkreter, als sie ihn fanden „Ich bin das Brot des Lebens!” Das Brot in eurer Hand macht euch satt für eine bestimmte Zeit. Es erhält euch vorübergehend am Leben. Ihr werdet vorerst zufrieden sein. Aber ist ein voller Bauch wirklich der Weg zu einem rundum zufriedenen Leben? Wirklich zufrieden kann euch nur das Brot, das euch der Vater gibt, machen. Es kommt vom Himmel und gibt der ganzen Welt das Leben.

Da murrten die Leute, wie soll das gehen? Sie haben immer noch das physische Brot vor Augen und den Duft in der Nase. Sie verstehen Jesus nicht oder wollen ihn nicht verstehen.

Brotmangel gibt es in unserem Land schon länger nicht mehr, aber die Bilder von Unterernährung kennen wir alle. Ausgemergelt, mit leeren Augen blicken uns Menschen entgegen, abgekämpft und ohne Hoffnung. Das leuchtet ein, das ist verständlich. Doch wie sieht es aus, wenn uns anderes fehlt im Leben? Näher an den Kern der Botschaft kommen wir, wenn wir uns einen seelischen Mangel vor Augen führen. Diese Menschen sind nicht so leicht zu erkennen. Sie unterscheiden sich im ersten Augenblick nicht von der Masse der Menschen. Auf den zweiten Blick könnte schon der Arbeitslose, der sich unnütz vorkommt und sich nicht mehr unter die Leute traut, auffallen. Oder das Mobbingopfer, das sich von der Welt verlassen fühlt. Der Obdachlose, der für die Gesellschaft unsichtbar in deren Mitte lebt. Missbrauchte, ausgenützte, gedemütigte Menschen. Menschen, die ihrer Zukunft durch das geltende System beraubt wurden. Allen fehlt es nicht an Nahrung, dennoch hungern sie. Sie leiden seelisch und auch körperlich unter ihrem Hunger nach Liebe, Anerkennung, Wertschätzung, aber auch Gerechtigkeit. Innerlich abgekämpft und ohne Hoffnung, gehen sie geschwächt durchs Leben.

Wenn Jesus spricht: „Ich bin das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“, hat er genau diesen unendlich großen, ungestillten Hunger von uns Menschen im Blick. Einen Hunger, den er allzu gut kennt und dem er mit Wertschätzung und Achtsamkeit auf Augenhöhe begegnet. So werden diese Begegnungen für den Betroffenen zum Heil.  Er will für die Hungernden der sein, der satt macht, der diesem Mangel entgegentritt.

„Wer von dem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“. So wie das eucharistische Brot bei der Kommunion mit uns eins wird und in uns aufgeht, sich verteilt und bis in die letzte Zelle Energie liefert.  So will auch das geistige Gottesbrot, von dem Jesus spricht, mit uns eins werden, in uns aufgehen, sich ausbreiten bis in die kleinste Zelle. All die Existenz- und Lebensängste, die uns plagen, ob berechtigt oder unberechtigt, müssen wir nicht alleine tragen. Wir haben jemanden, der uns liebt, so wie wir sind. Der uns annimmt mit genau den Fehlern, die wir haben und an unserer Seite steht, in diesem Leben und darüber hinaus.

Fritz Eglseer