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OSTERMONTAG

Zwei Jünger gingen

Ostermontag

Ostern ist ein mobiles Fest – immer mehr Menschen waren in den letzten Jahren in diesen Tagen unterwegs und suchten das Weite. Doch heuer ist alles ganz anders: keine Staus, kein Osterurlaub, kaum Verkehrsunfälle, keine Familienfeste.

Und da erzählt uns das heutige Evangelium von zwei Jüngern die unterwegs waren. Geschlagene Leute, den Kopf lassen sie hängen und sehen die Sonne nicht mehr. Keine Spur von Ostern! Sie gehen weg von dem Ort an dem das Kreuz stand, weg von dort wo ihre Zukunftspläne platzten, wo sie ihre Hoffnung begraben haben.

Die Geschichte mit Jesus ist für sie vorbei. Sie erzählen nur noch was er getan und gesagt hat. Sie wissen vieles über Jesus, traurig sprechen sie davon. Mit all ihrem Wissen haben sie Jesus nicht. Ihr Herz ist schwer. Sie haben auf Jesus gesetzt, von ihm das Heil erwartet. Und nun ist er schmählich am Kreuz gescheitert. Das ist der Punkt über den sie nicht wegkommen, der tote Punkt.

Wer so elend endet, kann doch nicht auf Seiten Gottes stehen. Ohnmacht im persönlichen Leben, in der Gotteserfahrung, im alltäglichen Leben. Oft genug sind wir dann mit Gott über Kreuz, gerade jetzt in dieser Zeit der Pandemie wo wir nicht verstehen, was uns da zugemutet wird.

Ja nichts mehr davon sehen, ja nichts mehr davon hören. Immerhin gehen die Jünger zu zweit und sprechen über ihre Enttäuschung. Das unterscheidet sie von denen, die wenn‘s schwierig wird verstummen.

Während die zwei Niedergeschlagen ihren Weg gehen, „kam Jesus hinzu und ging mit ihnen“. Keine umwerfende Erscheinung, kein spektakulärer Auftritt, sie erkennen ihn zunächst gar nicht. Sie sind mit Blindheit geschlagen – wie unsereins oft genug. Sie müssen ihn neu kennenlernen. Der unbekannte Dritte fragt, hört zu, bringt zum Nachdenken. Er verweist auf die Heilige Schrift, erschließt ihnen, von dort her, neue Perspektiven in ihrer Ratlosigkeit, öffnet ihnen die Augen.

Muss das nicht so sein? Wer so wie Jesus gegen das Leiden kämpft, der bekommt am eigenen Leib mit dem Leiden zu tun. Der Arzt wird selbst verwundet und infiziert. So will Gott die Wunden der Menschheit heilen, indem er sie selbst durchleidet. Der Gott, an dem wir glauben, geht nicht an den Wunden der Welt vorbei, er trägt sie selbst und hat gerade dadurch die Kraft, sie zu heilen.

Das kann man nicht so schnell verstehen. Jesus geht den langen Weg der beiden Jünger mit, durch das Tal ihrer Hoffnungslosigkeit. In den entscheidenden Fragen des Lebens und des Glaubens gibt es keine Abkürzungen. Da muss man sich Zeit lassen und Geduld haben mit sich und den anderen. Auch in der gegenwärtigen Krise werden wir Zeit und Geduld brauchen um daraus wieder herauszukommen. So ist es gut zu wissen, dass man Jesus nicht erst am Ende des Weges findet, sondern schon unterwegs.

Als es dann Abend wurde, blieb der unbekannte Fremde bei den beiden Jüngern. Er lässt sie in ihrer Unruhe nicht allein. Allerdings drängt er sich nicht auf, sondern wartet ihre Einladung ab. Als die Männer dann gemeinsam um den Tisch sitzen, bricht der Fremde das Brot und teilt es aus. An dieser Handlung erkennen die Emmaus-Jünger Jesus. Nun wissen sie, wer mit ihnen unterwegs war.

In dem Moment, als sie ihn erkannten, entzieht er sich zugleich. In diesem Sich-Entziehen darf man durchaus die ermutigende Botschaft erkennen:

Ihr schafft das schon, ich traue euch das wirklich zu!

Mod. Mag. Herbert Reisinger

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Emmaus 2.1 feinschwarz.net