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Gedanken zur Osternacht

Osternacht

Mk 16, 1-7

Sehr früh am ersten Wochentage gingen die Frauen zum Grabe, als eben die Sonne aufging. Sie sagten zueinander: Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen? Und wie sie aufblickten, sahen sie, dass der Stein weggewälzt war. Er war nämlich sehr groß. Mk 16,2-4,

Diese Kurzfassung des Evangeliums der heurigen Osternacht verwende ich gerne zur Meditation  in meinen Karwochen-Gruppen. Markus zeigt so gut, wie die Jünger und Jüngerinnen Jesu langsam aus der Verzweiflung über seinen Tod hinfinden zum Glauben an seine Auferstehung.

Ich stelle mir vor, die Frauen haben den Sabbat in Trauer und Verzweiflung über den Tod Jesu, ihres geliebten Freundes, ihrer Lebenshoffnung, verbracht. Jetzt wollen sie irgendwas TUN und so gehen sie einfach los! Dass die Leiche Jesu am 3. Tag wohl schon zu verwesen begonnen hat, kommt ihnen, so eingehüllt in Trauer wie sie sind, nicht in den Sinn.

Wir LeserInnen haben es natürlich leicht: wir können wahrnehmen, dass die Erzählung gleich mit Auferstehungssymbolen beginnt: der erste Tag der Woche: Neues beginnt; sehr früh: die Nacht ist zu Ende; Sonnenaufgang: Licht ist da! Jesus sagte von sich: Ich bin das Licht der Welt —

Von all dem merken die Frauen natürlich nichts. Vielmehr fällt ihnen plötzlich ein, dass ein sehr schwerer Stein das Grab verschließt. Und dann – schon ganz in der Nähe – passiert es: sie blicken auf und SEHEN endlich: der Stein ist ja schon weggehoben! Und er ist sehr groß, bemerkt der Evangelist noch ausdrücklich dazu.

Haben nicht auch wir in der gegenwärtigen Situation oft den Eindruck, dass ein großer, schwerer Stein auf uns, ja auf der ganzen Welt lastet? Er beugt uns zu Boden, wir nehmen nur mehr das Fleckchen Boden unter unseren Füßen wahr.: alles dreht sich nur mehr um Corona, die schlimmen Auswirkungen und die Beschränkungen.

Ostern ist eine Einladung aufzublicken und zu SEHEN: GLEICHZEITIG mit dem Schweren gibt es eine Menge Schönes, Bereicherndes, Sinnvolles in unserem Leben: den Frühling mit der Wiederkehr sprühenden Lebens in der Natur, liebe Menschen, Kinderaugen, Kinderlachen, Hilfsbereitschaft, ein Lächeln (und sei es nur mit den Augen), genug und gutes Essen, Zeit fürs Spazierengehen und Wandern —-

Karwoche und Ostern sind nahe beisammen. In aller Zerbrechlichkeit unseres Lebens, die wir gerade so schmerzlich erfahren, gibt es den verlässlich tragenden Grund: Gott ist da mit seiner bedingungslosen Liebe zu seinen Geschöpfen! Zwar nimmt er das Leid nicht von dieser Welt, aber durch Jesus haben wir erfahren, Gott ist an unserer Seite im Leid, geht mit uns durch und stärkt uns. Das Kreuz ist immer Durchgang, das Vorletzte: Ziel und Vollendung ist die Auferstehung allen Lebens, Freude pur, allumfassende Liebe —Und Auferstehung beginnt schon auf dieser Erde in vielen kleinen Auferstehungserfahrungen – wenn wir sie wahrnehmen:

Hoffnungsspuren

habe ich entdeckt

als das erste Gänseblümchen

erwachte

wartend auf den Frühling

unter schmelzendem Schnee

Hoffnungsspuren

habe ich entdeckt

als ein Musikstück

mir unter die Haut ging

und ein Gedicht mich berührte

Hoffnungsspuren

habe ich entdeckt

als ich dich

schweigen und zuhören sah

wohl wissend

dass dir das Wort

auf der Zunge brannte

Hoffnungsspuren

habe ich entdeckt

Spuren der Auferstehung (Quelle unbekannt)

Und wie sie aufblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war; er war sehr groß. Vielleicht ist auch unser Stein schon ein Stück weggewälzt? Vielleicht gibt es schon den hellen Streifen am Horizont, der die Auferstehung ankündigt?

Markus zeigt uns die Frauen beim leeren Grab in ihrem Erschrecken, den Auferstandenen sehen sie nicht. Wohl aber bekommen sie die Botschaft: Geht, setzt euch in Bewegung, dann werdet ihr ihm begegnen. Könnte das nicht auch uns gelten?

Auferstehung

 Ich wünsche dir,

 dass die Auferstehungshoffnung dein Leben trägt;

 dass aus manchem dürren Zweig

 deiner Enttäuschungen neues Leben bricht;

 dass das Feuer der Begeisterung

 deine Nacht erleuchtet;

 dass die Leuchtspur der  AUFERSTEHUNG

 deinen Lebensweg erhellt;

 dass du Menschen findest,

 die Brot, Liebe und Hoffnung mit dir teilen;

 dass du spürst:

 der  AUFERSTANDENE

 lebt mitten unter uns (unbekannte Quelle)

Als Frau kann ich mir eine Bemerkung nicht verkneifen: es freut mich von Herzen, dass Jesus uns Frauen ehrt, indem er uns zu den ersten Zeuginnen seiner Auferstehung erwählt ——😊

Sr. Huberta Rohrmoser