WARTEN AUF DAS „SANFTES, LEISES SÄUSELN“ VON GOTT
Gedanken zum 19. Sonntag
Das Bild von Gott, das uns im Alten Testament gegeben wird, ist oft das eines Militärbefehlshabers, der manchmal rücksichtslos gegenüber seinen Feinden ist. Er wird als Führer dargestellt, der mit schwerer Hand führt. Noch heute fällt es dem Gott, den Jesus vorgestellt hat, dem barmherzigen Vater, schwer, seinen Platz in unseren Herzen zu finden. Sicher gibt es im Alten Testament auch ganz andere Gottesbilder. Im Buch Genesis zum Beispiel sehen wir einen Gott, der beim Tagwind im Garten einen Spaziergang macht. Im Buch Exodus spricht Mose von einem barmherzigen und gnädigen Gott, langmütig und reich an Huld und Treue: Er bewahrt tausend Generationen Huld, nimmt Schuld, Frevel und Sünde weg. Im Psalm 145 hören wir: Der Herr ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld. Der Herr ist gut zu allen, sein Erbarmen waltet über all seinen Werken. Der Prophet Micha sagt: Wer ist Gott wie du, der Schuld verzeiht und an der Verfehlung vorübergeht für den Rest seines Erbteils! Nicht hält er auf ewig fest an seinem Zorn, denn er hat Wohlgefallen daran, gütig zu sein. Ja, du wirst in die Tiefen des Meeres werfen alle ihre Sünden. Im Buch Jesaja lesen wir: Kann denn eine Frau ihr Kindlein vergessen, ohne Erbarmen gegenüber ihrem leiblichen Sohn? Selbst wenn sie ihn vergisst, ich vergesse dich nicht.
Ein ähnliches Bild von Gott wird uns in der ersten Lesung von heute präsentiert: Der Prophet Elija sucht Gott im mächtigen Sturm, im Erdbeben und im Feuer, aber vergeblich. Am Ende geht Gott wie ein sanftes, leises Säuseln an ihm vorbei und der Prophet bedeckt sein Gesicht.
Die Passage der heutigen Lesung stammt aus dem 19. Kapitel des ersten Buches der Könige. Elija forderte den Götzendienst der Israeliten heraus und besiegte die Propheten von Baal, und der König und die Königin drohten ihm mit dem Tod. In Vers 3 heißt es: Elija geriet in Angst, machte sich auf und ging weg, um sein Leben zu retten. Er bittet Gott: Nun ist es genug. Herr, nimm mein Leben. Für die Sache Gottes einzutreten, ist nicht ungefährlich. Die Herausforderung, den Namen Jesu zu bekennen, ist heute nicht leicht. Die Einschüchterung kommt von Terror und Verfolgung, aber nicht nur: Sie kommt auch von denen, die das Evangelium und die Kirche ständig verspotten. Wenn es um christliche Werte geht, können die hochgezogene Augenbraue und die verächtliche Stille Mittel sein, um zu versuchen, den Gläubigen einzuschüchtern.
Aber Gott wird Elija nicht einfach fallen lassen. Ein Engel des Herrn gibt ihm Brot und Wasser und dadurch gestärkt wandert er durch die Wüste, 40 Tage, und erreicht den Berg Horeb und geht in eine Höhle, um dort zu übernachten. Dort hat er die Gotteserfahrung, wie es in der Lesung geschildert wird. Danach sagt ihm Gott: Geh deinen Weg durch die Wüste zurück und begib dich nach Damaskus. Mit anderen Worten sagt Gott: Begib dich in deinen Alltag zurück und tue deine Arbeit weiter. Habe keine Angst.
Das Evangelium gibt uns dieselbe Botschaft. Hab keine Angst. Der Evangelist wollte damals mit dieser Geschichte vom Stillen des Sturmes den Christen seiner Zeit, die wegen des Glaubens bedroht und verfolgt wurden, Mut machen. Und auch wir bekommen heute mehr denn je den Gegenwind in der Welt zu spüren, im Bekenntnis zu Gott, zur Kirche, in der Nachfolge Jesu. Aber Gott ist da wie ein sanftes leises Säuseln, in den Worten Jesu: Habt Vertrauen, fürchtet euch nicht. Nicht kleingläubig sein, nicht zweifeln.
Es gibt viel Kritik über die Art und Weise, wie die Kirche ihre Aktivitäten in der Corona-Zeit organisiert hat. Man hat der Kirche Versagen und Mutlosigkeit vorgeworfen. Sicher war die Kirche nicht besonders wortgewaltig, aber das leise, sanfte, tägliche Handeln der Kirche war und ist überall zu spüren. Dies möchten wir mit Gottes Hilfe fortsetzen. Kraft schaffen wir dafür im Still-Werden, im Gebet, wie der Prophet in der Höhle, wie Jesus auf dem Berg.
Dr. Isaac Padinjarekuttu