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Weltmissionssonntag

Weltmissionssonntag

18. Oktober 2020

In diesem Jahrzehnt gab es mehrere Initiativen, die darauf abzielten, die Missionstätigkeit in der Kirche wiederzubeleben. Es begann mit der Einsetzung des Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung im Jahr 2010, gefolgt von der Bischofssynode zur „Neuevangelisierung zur Weitergabe des christlichen Glaubens“ im Jahr 2012, der Bischofssynode für die Region Pan-Amazonas im Jahr 2019, der Erklärung des Monats Oktober 2019 zum Missionsmonat und der jüngsten vatikanischen Anweisung „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche,” um einige zu nennen. Der Grund liegt nahe. Nach Ansicht von Papst Franziskus ist die „Missionstätigkeit paradigmatisch für alle Aktivitäten der Kirche,“ und daher müssen alle Anstrengungen unternommen werden, um die Aufmerksamkeit aller Getauften auf diese grundlegende Aufgabe zu lenken. Was war das Ergebnis all dieser Initiativen? Es ist schwierig, diese Frage zu beantworten, da keine offiziellen Statistiken vorliegen. Mit Sicherheit kann man jedoch sagen, dass die Kirche in diesem Jahrzehnt an vielen Fronten in der Defensive geraten ist: bedroht von einer aggressiven säkularen und post-säkularen Gesellschaft, dem islamischen Terrorismus, rechts- und linksgerichteten Ideologien, dem zerstörerischen Potenzial von Wissenschaft und Technologie ohne Regulierung und Kontrolle und die vielen Eigentore, die die Kirche geschossen hat. Und zum Abschluss des Jahrzehnts gibt es die Corona-Pandemie, die die Grundlagen der Weltordnung, wie wir sie heute kennen, erschüttert hat. Und doch, wenn Mission – verstanden als die Fortsetzung der Mission Christi zur Errichtung des Gottesreiches für die Kirche paradigmatisch ist, müssen wir darüber sprechen, Mittel und Wege finden, um kreativ daran teilzunehmen und sie dort zu platzieren, wo sie hingehört, nämlich, in der Mitte der christlichen Existenz. Wenn wir einen weiteren Weltmissionssonntag feiern, denken wir wieder über die Mission der Kirche und unseren Beitrag zur Errichtung des Gottesreiches in Gemeinschaft und Solidarität mit allen Christen und allen Männern und Frauen guten Willens nach.

Das kirchliche Leben weltweit steht in dieser Zeit unter dem Zeichen von der Corona-Pandemie. Die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Auswirkungen dieser weltweiten Krise sind kaum abschätzbar. Auch die leeren Kirchen in der Karwoche werden lange in Erinnerung bleiben. Aber sind nicht die leeren Kirchen auch ein Symbol der Leere, die viele Menschen mit ihrem Glauben in der Kirche fühlen, wie der Theologe Thomas Halik es ausgedrückt hat? Wir können unmöglich etwas geben, das wir nicht haben. Wenn Evangelisierung die Weitergabe unseres Glaubens ist, dann müssen wir uns nicht nur mit der Weltmission beschäftigen, sondern auch mit uns selbst. Wie die österreichischen Bischöfe in ihrer Weltmissionssonntagsbotschaft in aller Ehrlichkeit sagen, hat der christliche Glaube in den vergangenen Jahrzehnten bei uns in Europa an Kraft verloren. Papst Franziskus hat das immer wieder betont, dass wir eine narzisstische Kirche geworden sind, die zu sehr auf sich selbst bezogen ist, die nur um sich selbst kreist. Dann ist die Gefahr tatsächlich groß, dass wir die eigentliche Situation aus dem Blick verlieren. Eine solche Kirche wird belanglos oder zu einem Ärgernis für die, die vom Glauben und der Kirche fern sind. Aus dieser Belanglosigkeit herauszukommen, ist eine große Herausforderung. Ob wir dafür etwas von der Corona Pandemie lernen können? Wie können wir unsere geistliche Substanz und das Gebet wiederentdecken? Papst Franziskus spricht sogar von der „missionarischen Kraft des Fürbittgebets“. So können wir auch missionarisch sein.

Eine missionarische Kirche wird auch ihren Blick für die Nöte und Anliegen unserer Nächsten öffnen. Diese Solidarität mit Menschen in Not unter uns und überall in der Welt ist die beste missionarische Geste, die wir in diesem Moment zeigen können. Denn das Kerngebot des Christentums ist das Liebesgebot. Gerade in diesen Zeiten der Krise zeigen sich viele Menschen in Werken der Nächstenliebe als wahre Christen. Menschen gingen in ihrem Einsatz für die Nächsten bis an ihre Grenzen. Eine unglaubliche Welle der Solidarität machte sich breit. Diese Solidarität mit allen Leidenden weltweit ist Mission par excellence. Wenn heute im Auftrag des Papstes in allen Gottesdiensten auf allen Kontinenten und in allen Ländern für die Weltkirche gesammelt wird, wird diese Solidarität eine Realität. Wenn wir unser solidarisches Handeln beibehalten, dann machen wir Gottes Reich sichtbar vor der Welt. Und das ist Mission!

Dr. Isaac Padinjarekuttu

Bild: dbk.de